
Wir möchten diesem Thema einen extra Beitrag widmen, weil es nicht mehr miteinander vergleichbar ist, so viele Welten liegen zwischen den beiden Schulsystemen Deutschland und Schweden. Und um Sophie davor zu beschützen, ein nickender Lernroboter und später mal ein Leistungsträger ohne eigene Meinung, funktionierend, abnickend, obrigkeitsgläubig zu werden.
Egal mit welchen Eltern ich in der Vergangenheit gesprochen habe, alle die Schulkinder hatten, haben gestöhnt, geschimpft oder waren froh, dass die Kinder aus der Schule sind und einigermaßen ihren Weg gefunden haben.
Als wir unseren Plan gefasst hatten, haben wir uns natürlich mit dem Schulsystem beschäftigt, eine gute Übersicht findet ihr unter https://elchkuss.de/die-schwedische-schule/
Hier geht es mir eher darum unser Gefühl und unsere Erfahrung zu beschreiben.
Nach 5 Wochen Schulalltag können wir sagen, wir sind überwältigt und wirklich beseelt von diesem kinderfreundlichen System. Alle Mitarbeiter der Schule, egal wer, ist immer motiviert den Kindern und Eltern zu helfen. Am Anfang ist es ungemein hilfreich, dass alle Schulmaterialien und das Schulessen kostenfrei sind, danach freut man sich über moderne Multimediale Inhalte die wirklich den Unterricht auflockern – Whiteboards mit Internet und jedes Kind hat in der Schule ein Tablet.
Sophie geht in die Klasse 2a, es sind 23 Kinder und immer 2 Lehrer im Unterricht, sie werden manchmal auch in Gruppen aufgeteilt, damit noch gezielt Themen bearbeitet oder geübt werden können.
Der Stundenplan geht meistens bis 13:15 Uhr und früh geht es immer 08:15 Uhr los, am Montag ist Sport und Werken, so dass die Kinder sich langsam auf die Woche einstimmen können.
Sie gehen immer raus, egal bei welchem Wetter, damit die Kinder ausgetobt und abgehärtet sind. In Deutschland dürfen die Armen nicht mal bei Nieselregen raus, damit sie nicht aufweichen ;o)
Die Mittagspause ist eine Stunde, damit genug Zeit zum Essen ist und danach geht es wieder raus an die frische Luft, damit die Kids nicht in ein lustloses Mittagstief fallen.
Draußen gibt es alles an Klettergerüsten, die man sich so vorstellen kann und einen riesigen Schuppen mit allerlei Spiel- und Fahrgeräten, Bälle, coole Tretautos, Hockey und im Winter Poporutscher, damit alle den Hügel im Schulgelände herunter fahren können – was für ein Spaß.
Eine Dolmetscherin mit Pädagokik Erfahrung begleitet Sophie 2 – 3 mal die Woche, hauptsächlich in Svenska und Heimatkunde.
Die beiden machen zusammen Aufgaben, so dass Sophie dem Stoff folgen und Schwedisch lernen kann.
Wir haben sie in die zweite Klasse zusammen mit der Schule zurück gestuft, da sie sich dann mehr auf das Schwedisch lernen konzentrieren kann und der Lernstoff schon bekannt ist. Aktuell funktioniert das wirklich gut.
Ein paar Beispiel Bücher – am besten gefällt mir die Leisereise – Läsresan! So sieht Sophies Klassenzimmer aus!
Jetzt kommen die größtmöglichen Unterschiede, das Lernen funktioniert so:
- Die Basis mit denen in D schon Grundschüler und Eltern gequält werden entfällt
- Füller mit super ergonomischen Highend Griffen
- Bleistifte in HB, B, ABC, Z,Y,X
- Lineatur mit 0815 Linien 180f für die Klasse so und so, für jede Klassenstufe eine andere
- Hefte, Blöcke, alle in verschiedenen Größen und Lineaturen, Kästchengrößen in Mathe und dann wechselt alles pro Klassenstufe – ein Halleluja für den Handel mit Schulbedarf
- Dann noch themenbezogenes Material, damit dann gar keiner mehr weiß, was hier los ist, Merk-, Schreib-, Übungs-, Geschichtenschreibhefte – WHAT? Man kann wohl in ein liniertes Heft keine Geschichte schreiben?
- Linksdrehende Ergostifte, Highend Super Ranzen die trotzdem immer viel zu schwer sind
So und jetzt stellt euch folgende Welt vor, die Schüler kommen mit einem kleinen Rucksack, mit Trinkflasche und kleiner Brotdose in die Schule, dort gibt es für jeden einen persönlichen Platz, in dem alle Schulmaterialien liegen und auch bleiben. Es gibt nur ein Svenska Heft mit großen Linien und ein Matheheft mit größeren Kästchen. Bücher und Arbeitshefte liegen dort auch und müssen nicht in farbige Umschläge eingeschlagen werden!!!
Es werden alle Themen spielerisch erarbeitet, mit allen Sinnen, es gibt keine Noten, keine Hausaufgaben und deshalb auch kein Hausaufgabenheft. Am Ende der Woche gibt es einen Veckobrev – Wochenbrief, in denen der Lehrer schreibt, was so in der Woche war und was nächste Woche passiert, an Terminen und Themen.
In Sport wird niemand von einem kleingeistigen Korinthenkacker auf die Bank geschickt, weil es mal etwas gesagt hat oder nicht so „hört“ wie es der Egozentriker vielleicht gern hätte.
Es wird gespielt, getobt, gelacht, zusammen gearbeitet, mit Freude gelernt, in Werken auch mit Holz hantiert und nicht mit biologisch abbaubaren Holzstiften in ergonomischer Dreickecksform, pädagogisch wertvolle Zeichnungen angefertigt.
Es wohnt zur Zeit der Weihnachtswichtel Nils im Klassenzimmer und macht zusammen mit den Kindern allerlei Weihnachtliches.
Wir können in Ruhe auch mal etwas Üben, weil ohne Leistungsdruck und Leistungsvergleich, die Kinder ein tolles Lernteam sein können, die mit Spaß und Interesse auch ohne Druck ganz viel lernen.
Es ist so entspannend einen normalen Familiennachmittag zu haben und sich nicht mit tausend Aufgaben zu quälen. Die Lehrer sind wertschätzend und das ganze Schulteam versucht alle Kinder in die richtige Richtung zu begleiten und nicht zu drängen und zu befehlen.
Liebe Ina, ich auch ob ich mal mit reinschleiche, mmh wie wirkt man kleiner 😉
Vielen Dank für diesen Einblick, liebe Anke. Da möchte man gleich noch einmal Kind sein!
Liebe Grüße Ina